Arbeitsmarktzugang für Flüchtlinge und Asylbewerber
- Datum:
- 31.10.2016
- Zeit:
- 18:30
- Ort:
- Volksbank
- Adresse:
- Steinweg 51, 38518 Gifhorn, Deutschland
Menschen in Arbeit bringen:
So gelingt die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt unserer Region
Der Spracherwerb ist für eine gelingende Integration von Zuwanderern genauso wichtig wie die Einbindung ins Arbeitsleben – und beide Bausteine können mit ein bisschen Anstrengung auch Hand in Hand einhergehen. Das verdeutlichte Gerald Witt, Leiter der Agentur für Arbeit Helmstedt. Rund 30 Gäste verfolgten seinen Vortrag zum Thema „Arbeitsmarktzugang für Flüchtlinge und Asylbewerber“, zu dem die Wirtschaftsvereinigung Gifhorn ins Veranstaltungszentrum der Volksbank eingeladen hatte.
Allein im Landkreis Gifhorn zählt die Arbeitsagentur nach eigenen Aufzeichnungen derzeit 329 Menschen, deren Asylanträge abgelehnt oder noch nicht bearbeitet wurden, die sich aber schon freiwillig für den deutschen Arbeitsmarkt gemeldet haben. Hinzu kommen weitere 303 Menschen, deren Asylantrag bereits bewilligt wurde und die nun genauso wie Empfänger von Arbeitslosengeld II in Arbeit vermittelt werden sollen.
„Die Bereitschaft der Betriebe zur Eingliederung von Einwanderern ist zwar groß – aber fast immer mit dem Hinweis 'Deutsch müssen sie schon können' verbunden“, wies Gerald Witt auf ein grundsätzliches Problem hin: „Viele haben eben noch keine Integrations- und Sprachkurse absolviert. Deshalb sollte auch die Zeit in den Betrieben genutzt werden, um Sprachkenntnisse zu vermitteln.“
In der Praxis könne das dann so aussehen: Tagsüber gehen Flüchtlinge und Asylbewerber einer einfachen Helfertätigkeit im Baugewerbe nach, nach Feierabend besuchen sie die Sprachkurse der Volkshochschule und in der Mittagspause unterhalten sie sich mit dem Meister über tagesaktuelle Themen, über die in einfachsten Worten in der „Bild“-Zeitung berichtet wird. „Natürlich ist das auch anstrengend für die Menschen und schwierig für die Betriebe – keine Frage“, so Witt. „Aber es ist die beste Möglichkeit, um diese Menschen bei uns zu integrieren und langfristig bringt es auch den Betrieben den größten Nutzen.“
Die Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – „und deshalb sind wir auch auf die Unterstützung der Wirtschaft angewiesen“, versuchte Witt die Unternehmer im Publikum mit einer Reihe von Positivbeispielen zu ermuntern. Als Vorbild nannte er etwa ein Bauunternehmen aus Helmstedt, in dem Asylbewerber und Flüchtlinge zunächst 14 Tage hospitieren können, um im Anschluss ein dreimonatiges Praktikum zu absolvieren. „An dessen Ende steht dann fest, ob diese Menschen für eine Tätigkeit in dem Betrieb in Frage kommen“, so Witt. Falls ja, folgt eine einjährige Einstiegsqualifizierung, während der auch der Erwerb der deutschen Sprache vom Betrieb unterstützt wird, denn spätestens in der ausbildungsbegleitenden Berufsschule ist ein gewisses Sprachniveau feste Voraussetzung – dafür übernimmt die Agentur für Arbeit in dieser Zeit die Lohnkosten. „Und wer sich in der Einstiegsqualifizierung bewährt, bekommt im Anschluss einen Ausbildungsvertrag“, erläutert Witt. „Allein das eine Unternehmen im Helmstedt hat auf diesem Weg schon acht Leute eingestellt.“
Neben der Vergütung während der Einstiegsqualifizierung gibt es weitere Fördermöglichkeiten – sowohl für die Menschen, die in Arbeit kommen wollen, als auch für die Betriebe: Möglich ist etwa ein Eingliederungszuschuss, der während einer nötigen Einarbeitungszeit einen Teil der Betriebskosten decken soll. Und auch individuelle Lösungen angefangen bei der Mathe-Nachhilfe bis hin zu sozialpädagogischer Betreuung seien möglich, erklärte Witt. Denn für geflüchtete Menschen gilt schließlich dasselbe Ziel wie auch für alle Einheimischen: Menschen in Arbeit bringen.
Text: Bastian Till Nowak (BT Media)
Fotos: Lea Rebuschat